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Ausstellung: "Der Chiemgau-Komet – Zeugnisse einer vorgeschichtlichen Katastrophe"

Ein Blick in den Ausstellungsraum - Kunstraum Klosterkirche Traunstein Ein Blick in den Ausstellungsraum - Kunstraum Klosterkirche Traunstein

"Der Himmel stürzte ein!" So müssen Menschen die Katastrophe beschrieben haben, die sich vor wenigen 1000 Jahren im Chiemgau ereignet hat.

28. März – 30. April 2015, Di.-So. 11-19 Uhr
Traunstein, Kunstraum Klosterkirche, Ludwigstr. 10, Eintritt: 2,50 €

Ein großer kometenartiger Himmelskörper explodierte in der Atmosphäre der Erde und erzeugte mit seinen als Meteoriten herabfallenden Fragmenten ein ausgedehntes Feld von Kratern zwischen Altötting und dem Chiemsee. Ca. 80 Krater entstanden, deren Durchmesser zwischen 6 m und 600 m betragen. Die bislang größten sind der Tüttensee-Krater bei Grabenstätt, mit einem Ringwall von etwa 8 m Höhe, sowie eine durch Echolot-Messungen aufgezeigte umwallte Doppelstruktur mit den Maßen grob 800 m x 400 m am Chiemsee-Boden.

Ausmaß und Zahl der Krater machen das Feld im Chiemgau zu einem der größten und bedeutendsten Meteoritenkraterfelder der Erde. Eine Besonderheit stellen mit den Kratern zusammen auftretende extrem seltene Minerale und andere eigenartige Stoffe dar, deren mögliche Bedeutung für Astronomie und Kosmochemie noch kaum abgeschätzt werden kann. Doch das Feld bietet viele weitere Überraschungen: Bei kaum einem anderen Meteoriteneinschlag können so viele seiner Begleitphänomene dokumentiert und erforscht werden, wie z. B. Waldbrände, Tsunamis und Säureregen. Der Chiemgau muss bei diesem Ereignis die Hölle auf Erden gewesen sein. Und diese Hölle haben Menschen erlebt: Die geologisch fassbaren Spuren des Ereignisses sind in weltweit einzigartiger Weise mit archäologischen Funden verknüpft. Sie belegen, dass diese kosmische Katastrophe in der Bronze- oder Eisenzeit über die Menschen im Chiemgau hereinbrach.

Die Ausstellung präsentiert diese und andere Aspekte der Katastrophe in multimedialer Anschauung: Handfeste Funde aus dem Meteoritenkraterfeld werden ergänzt durch Erläuterungen und Filmsequenzen und lassen ein Ereignis lebendig werden, das damals weite Teile Europas in Schrecken versetzte und die Landschaft des Chiemgau nachhaltig geprägt hat.

Dieses katastrophale Ereignis ist nach der Entdeckung der ersten wichtigen Anzeichen durch engagierte Heimatforscher vor gut zehn Jahren mittlerweile ein Forschungsobjekt ersten Ranges geworden, das interdisziplinär Wissenschaftler aus allen Bereichen der Geowissenschaften (Geologie, Geophysik, Mineralogie, Petrographie, Geochemie, Geomorphologie), der Impaktforschung, der Astronomie, der Elektronenmikroskopie, der Archäologie und der Geschichtswissenschaft zusammengeführt hat, worüber einzelne Poster ausführlich gesondert informieren. Die Ausstellung legt von den wissenschaftlichen Ergebnissen Rechenschaft ab, widmet sich den mittlerweile zahlreichen internationalen Publikationen zum Chiemgau-Impakt und vermittelt in Vitrinen an Hand von unzähligen, zum Teil selten zu sehenden Vergleichsobjekten, wie die Funde aus dem Chiemgau in den Rahmen der weltweiten Impaktforschung einzuordnen sind. Damit folgt man in der Ausstellung zudem Eugene M. Shoemaker, dem großen Impaktforscher, Geologen und Astronomen, dem ein eigenes Poster gewidmet ist. Er hat solche kosmischen Katastrophen als vielleicht wichtigsten geologischen Prozess in unserem Planetensystem bezeichnet, ohne den die Menschheit wohl gar nicht existieren würde. Dazu gehört, dass dem Besucher Ausführliches über Meteoriten, Kometen, Planeten und Sterne vor Augen geführt wird und wie Impaktereignisse den irdischen Rahmen mit dem astronomischen Rahmen des Kosmos verknüpfen.

Weit über den Chiemgau-Impakt hinaus geht auch die Vermittlung von Zusammenhängen aus geisteswissenschaftlicher Sicht mit Bezug auf die Historie, auf Mythen der Völker, in die mit Sicherheit Impakte aus früheren Zeiten der Menschheitsgeschichte eingewoben sind, sowie die heute zunehmend ernsthaft diskutierten gesellschaftlichen Aspekte zukünftiger Bedrohungen durch Großmeteoriteneinschläge und deren mögliche Abwehr, wozu der explodierte Tscheljabinsk-Meteorit einen kleinen aktuellen Vorgeschmack geliefert hat.

 

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