Nach SARS-CoV-2 Ausbrüchen auf europäischen Nerzfarmen: Dt.NGOs fordern mit Positionspapier Pelzfarmverbot
09. Dezember 2020
In den letzten Wochen und Monaten gab es diverse Nachweise von SARS CoV-2 in inzwischen weit über 300 europäischen Nerzfarmen, angefangen auf mehreren Nerzfarmen in den Niederlanden Mitte dieses Jahre
Die niederländische Regierung reagierte schnell und ordnete die Tötung aller Tiere auf betroffenen Farmen an und zog ein für das Jahr 2024 geplantes nationales Nerzfarmverbot vor. Zur Freude von Natur-, Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen ist es nun ab dem kommenden Jahr gesetzlich verboten, Pelztiere in den Niederlanden zu züchten. Auch andere Länder reagierten auf Grund von SARS-CoV-2 und so ist das Züchten von Nerzen, Füchsen, Iltissen und Nutria zur Fellgewinnung auch in Ungarn ab sofort verboten.Vor allem die aktuell verstörenden Bildaufnahmen aus Dänemark, dem größten Nerzfellproduzenten Europas, erschüttern viele Menschen. Nach mehreren Fällen von SARS CoV-2 auf verschiedenen dänischen Nerzfarmen wurde auch hier die Tötung aller rund 17 Millionen Nerze angeordnet. Regelrechte Tötungstruppen rückten in die Farmen ein und vergasten die Tiere. Dabei wird das Fell der Tiere im Nachhinein nun nicht mehr wie üblich genutzt, denn die Sorge der Übertagung des Virus' auf den Menschen ist offenbar zu groß. Es gab bereits Übertragungen vom Menschen auf die Nerze und auch wieder zurück, wobei es sich bei der Rückübertragung teilweise um mutierte Formen des Virus handelte. Genau eine dieser mutierten Formen machte dänischen Wissenschaftler*innen große Sorge, da diese von dieser so genannten "Cluster 5" Variante des Virus befürchtet wurde, dass durch Veränderungen der Oberflächenproteine mögliche Impfstoffe weniger effektiv angreifen könnten. Bei der Tötung der Nerze in Dänemark wurden auch die für die Zucht so wichtigen Elterntiere nicht verschont und so steht die Pelztierzucht hier vor dem vollständigen Aus. Die dänische Regierung hat aber zunächst nur ein vorübergehendes Verbot der Züchtung von Nerzen bis Ende 2021 angeordnet.
Mit einem Positionspapier fordern jetzt über 25 Natur-, Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen aus Deutschland ein generelles Pelzfarmverbot in der gesamten EU. "Auch wenn derzeit das Thema Corona im Vordergrund steht, so darf nicht vergessen werden, dass Pelztierhaltung stets mit Tierquälerei einhergeht," so Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender Deutsches Tierschutzbüro e.V. Die Zustände auf den Pelzfarmen waren und sind leider immer noch verheerend und in keiner Weise artgerecht. In engen Käfigen werden die Wildtiere ihr gesamtes Leben gehalten, Auslauf gibt es nicht. Nerzen steht z.B. auf solch einer Farm nicht einmal ein Quadratmeter Platz zur Verfügung. Aus Langeweile entwickeln die Tiere Stereotypien oder beißen und verletzen sich gegenseitig. "Nach nur wenigen Lebensmonaten findet meist Mitte November die sogenannte "Pelzernte" statt. Doch hinter dieser blumigen Formulierung steht nichts anderes als der grausame Tod für jährlich Millionen Tiere", so Jan Peifer weiter. Dazu werden die Nerze, Füchse und Marderhunde aus den Käfigen gerissen und entweder vergast oder per Stromschlag getötet. In dem heute veröffentlichten Forderungspapier haben die Nichtregierungsorganisationen und Verbände sich vor allem aus Tierschutzsicht, aber auch aus Gesundheitsgründen und zur Eindämmung der Corona-Pandemie für ein europäisches Pelzfarmverbot ausgesprochen. "In der heutigen Zeit gibt es keine Rechtfertigung für die Pelztierhaltung mehr, zudem hat sich ein Großteil der Bevölkerungen, wie aktuelle Umfragen beweisen, ohnehin gegen Echtpelz ausgesprochen", ergänzt Jan Peifer. Hinzu kommt, dass zahlreiche EU-Mitgliedsstaaten bereits Verbote der Pelztierzucht erlassen haben oder sich in der Umsetzung entsprechender Gesetze befinden (z.B. Belgien, Luxemburg, Kroatien, Slowenien, Tschechien, und Österreich.) Ein EU-weites Verbot wäre daher nur konsequent und ein Schritt in die richtige Richtung. In Deutschland hat die letzte Pelztierfarm 2019 geschlossen, ein ausdrückliches Verbot von Pelzfarmen gibt es hierzulande allerdings bislang nicht. Durch eine massive, gesetzliche Verschärfung ist die Pelztierhaltung in Deutschland jedoch wirtschaftlich unrentabel geworden. So müssten den Tieren deutlich mehr Platz und zum Teil Wasserbecken zum Baden zur Verfügung gestellt werden.
Die Organisationen und Verbände erhoffen sich vor allem von der Deutschen Regierung Rückenwind, da Deutschland derzeit den Vorsitz des Rates der Europäischen Union stellt. Ethisch und moralisch ist es nicht vertretbar, Tiere in engen Käfigen zu halten, um sie dann nur auf Grund ihres Fells zu töten. Jetzt kommt noch das SARS-CoV2-Virus, sowie dessen Auswirkungen hinzu und zeigt verstärkt die Notwendigkeit auf, dieser grausamen Industrie ein Ende zu setzen.
"Aus unserer Sicht ist eine sofortige Beendigung der Farmhaltung von Pelztieren in der gesamten EU aus Gründen des vorsorgenden Gesundheitsschutzes und des Tierschutzes dringend notwendig", so Jan Peifer abschließend. Die NGOs und Verbände machen zudem darauf aufmerksam, dass die Verpaarung von z.B. Zuchtnerzen auf den Farmen üblicherweise bereits im März stattfindet, was einen massiven Anstieg der Tierzahlen und der geschilderten Problematik im nächsten Jahr zur Folge hätte. Auch Anbetracht der deutlichen Einschränkungen, denen viele Branchen wie zum Beispiel Gastronomie, Hotellerie oder Kulturveranstaltungen derzeit für die Coronabekämpfung ausgesetzt sind, erscheint dieser Schritt angemessen, um COVID-19 und ggf. weitere Zoonosen wirksam zu bekämpfen und erheblichem Tierleid vorzubeugen.
Zu den unterzeichnenden Organisationen gehören neben dem Deutschen Tierschutzbüro e.V. u.a. Animal Public e.V., die VIER PFOTEN-Stiftung für Tierschutz, der Deutsche Tierschutzbund e.V., der Deutsche Naturschutzring e.V., Pro Wildlife e.V., Bundesverband Tierschutz e.V., PETA Deutschland e.V., Provieh e.V. , die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht e.V. und der Bund gegen Missbrauch der Tiere (bmt) e.V.
Das Forderungspapier können Sie hier einsehen
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