Erneut unglaubliche Tierquälerei in niedersächsischer Schweinemast aufgedeckt
21. Dezember 2020
Versteckte Kameras dokumentieren, wie Schweine illegal in einem "Tierwohl"-Stall misshandelt und getötet werden.
Dem Deutschen Tierschutzbüro liegt sehr umfangreiches Bildmaterial aus einem Schweinestall in Wietmarschen (Landkreis Grafschaft Bentheim/Niedersachsen) vor. Der Betrieb nimmt mit einem Teil seiner Tiere an der Initiative "Tierwohl" (Ringelschwanzprämie) teil. Das bedeutet die Ringelschwänze werden nicht kupiert, was sonst üblich in der Massentierhaltung ist. Für dieses mehr an "Tierwohl" bekommt der Landwirt eine finanzielle Prämie vom Land Niedersachsen. Neben der Aufzucht gehört zu dem Betrieb noch eine Sauenhaltung. In dem Familienbetrieb werden rund 500 Sauen gehalten, die rund 15.000 Ferkel pro Jahr zur Welt bringen. "Uns liegen insgesamt aus 7 Nächten Bildmaterial vor. Die Zustände in dem Betrieb sind erschütternd und Besorgnis erregend" so Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender vom Deutschen Tierschutzbüro e.V.So zeigen die Aufnahmen, dass die Schweinebuchten total verdreckt sind, an einigen Stellen drückt die Gülle durch die Spalten wieder hoch. Zudem sind viele Spalten zu breit und scharfkantig. Viele der Tiere weisen blutige Wunden und Verletzungen an den Beinen auf, vermutlich stammen diese von den spitzen Spalten. In der angeschlossenen Sauenhaltung sind ein Großteil der Kastenstände viel zu klein, auch fehlt zum Teil Beschäftigungsmaterial. Der Hauptkritikpunkt ist jedoch die unsachgemäße und gesetzeswidrige Nottötung der Tiere. "So werden schwer kranke Schweine nicht tierärztlich versorgt, sondern auf die Buchtenkante geschlagen, um sie zu töten, das klappt jedoch nicht", so Peifer. Die versteckt aufgenommenen Videoaufnahmen belegen, dass die Tiere noch sehr deutliche Anzeichen von Bewusstsein zeigen. "Die Dokumentation solch einer illegalen Tötung gab es bisher noch nie, die Bilder machen mich sehr betroffen" so Peifer. Es macht zudem auch überhaupt keinen Sinn, die Tiere auf diese Weise töten zu wollen. Bei kleinen Ferkel ist dies eine gängige (wenn auch verbotene) Praxis, aber Schweine, die ca. 20 Kg und mehr wiegen, so töten zu wollen, ist schlichtweg nicht möglich. Zudem fehlt der todbringende Kehlschnitt, der zum Ausbluten führt. Nach der Betäubung (das soll wohl dieser Schlag auf der Buchtenkante auslösen) müsste der Kehlschnitt erfolgen. "Die versteckten Aufnahmen zeigen sehr deutlich, dass die Tiere nach dem Schlag noch regelrecht nach Luft schnappen, doch geholfen wird ihnen nicht, das ist reinste Tierquälerei" kritisiert Peifer und ergänzt "Diese Personen sind ein Fall für die Staatsanwaltschaft".
Besonders pikant ist die Tatsache, dass die Schweine beim Sortieren bzw. Abtransport zur Mastanlage an ihren Ringelschwänzen hochgezogen werden. Das muss unglaubliche Schmerzen bei den Tieren auslösen. "Wie absurd ist es denn, dass den Tieren nicht der Ringelschwanz kupiert wird und genau dies wird dann den Tieren zum Verhängnis und das Land Niedersachsen zahlt dem Landwirt dafür auch noch Geld" kritisiert Peifer. Für jeden intakten Ringelschwanz bekommen die Ferkelerzeuger*innen rund 5 Euro und Schweinemäster*innen rund 16 Euro vom Land Niedersachsen. In der Förderungsperiode 2019/2020 wurden so knapp 9 Millionen Euro an rund 350 niedersächsische Landwirt*innen, die an der Initiative teilnehmen, aus Steuergeldern gezahlt. "Auch an diesem Beispiel sieht man erneut, dass die ganzen Initiativen zu angeblich mehr "Tierwohl" einfach nichts bringen. Wir müssen endlich handeln und aufhören, Tiere sowie tierische Produkte zu essen, nur dann wird auch diese Tierquälerei nachhaltig ein Ende haben" so Peifer.
Nach Recherchen der Tierrechtler*innen werden ein Großteil der Tiere zu einem bekannten Großmäster nach Merzen verkauft, der diverse Mastbetriebe mit insgesamt rund 30.000 Mastschweinen betreibt (Samtgemeinde Neuenkirchen, Landkreis Osnabrück). Auch in dem Betrieb herrschen katastrophale Zustände, wie aktuelle Aufnahmen belegen. Unzählige kranke und verletzte Tiere. Kaum zu glauben, aber auch dieser Mäster nimmt an der Ringelschwanzprämie der Initiative "Tierwohl" (Ringelschwanzprämie) teil, mästet die Tiere und verkauft diese dann an den Schlachtriesen zum Schlachten.
Nachdem das Bildmaterial dem Deutschen Tierschutzbüro zugespielt worden ist, wurde sofort das zuständige Veterinäramt am 19.11.2020 bzw. 15.12.2020 informiert. Im Anschluss wurde das Bildmaterial aufbereitet und eine Strafanzeige erstattet.
Erst vor zwei Wochen hat das Deutsche Tierschutzbüro erschütterndes Bildmaterial aus zwei niedersächsischen Schweinemastbetrieben veröffentlicht. Beide Betriebe waren Tönnies-Zulieferer und haben kranke und verletzte Tiere nicht ordnungsgemäß tierärztlich behandelt und getötet. So litten einige der Schweine über Tage und wurden am Ende illegal mit einem Gewehr erschossen. Damals forderte die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast Aufklärung und verurteilte die Tierquälerei. Gegen die beiden Betriebe aus den Ortschaften Ohne und Samern (Grafschaft Bentheim) ermittelt nun die Staatsanwaltschaft Oldenburg.
"Immer wieder decken wir und andere Tierrechtsorganisationen Missstände im Bereich der sogenannten Nutztierhaltung auf, immer wieder wird dann vom bedauerlichen Einzelfall gesprochen. Wie viele von diesen Einzelfällen braucht es eigentlich noch, bis endlich den Tieren nachhaltig geholfen wird?" fragt Peifer und empfiehlt als Lösung die pflanzliche Lebensweise: "Nur wenn wir uns Stück für Stück vegan ernähren, hat die Tierquälerei in den Ställen irgendwann ein Ende".
Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.tierschutzbuero.de/tierqual-im-tierwohlstall
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