Architekt Marco Hippmann im Interview zum beispielhaften Projekt "Allgäu Center Kempten" mit Harald Seyband
Kempten. Das Bauprojekt Allgäu Center im Stadtzentrum von Kempten geht in die finale Phase. In nur 16 Monaten Bauzeit - bei fortlaufender gewerblicher Nutzung - ist dem Allgäuer Projektentwickler Harald Seyband in Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Architekten Marco Hippmann vom Architekturbüro Hippmann Hardegger eine Sanierung in attraktiver Citylage in Rekordzeit gelungen. Im Interview berichtet Hippmann über Ästhetik, Wirtschaftlichkeit und nachhaltiges Bauen in Zusammenarbeit mit Harald Seyband.Herr Hippmann, es scheint, als hätte Harald Seyband in Ihnen eine Liebe zum Allgäu entfacht!? Seit wann gibt es den zusätzlichen Standort Kempten neben Stuttgart beim Architekturbüro Hippmann Hardegger?
Die Liebe zum Allgäu gibt es schon sehr viel länger, noch bevor ich Architektur studiert habe. Mein erstes Projekt in Kempten war ein Wohnhaus für Freunde im Franzosenbauer. Das Gebäude hat verschiedene Architekturpreise gewonnen. Über Empfehlungen kam der Kontakt zu Herrn Seyband zustande. Nach der Privatklinik Tausend/Hirschmann am Ostbahnhof 2010 und dem Motorsportzentrum von Abt Sportsline 2012 ist das Allgäu Center das dritte Projekt mit Harald Seyband. Zudem sind wir seit 2010 mit unserem Architekturbüro mit einem Standort in Kempten vertreten.
Waren Ihnen Ihre Auszeichnungen Baupreis Allgäu (2009) und Thomas-Wechs-Preis (2010) ein Türöffner für weitere Bauprojekte im Allgäu?
Sowohl die Preise, aber sicher auch Empfehlungen der jeweiligen Bauherren haben hierzu beigetragen. Da wir seit 2007 durchgängig Projekte im Allgäu realisieren dürfen, haben wir offensichtlich mehr richtig als falsch gemacht.
Vor etwa zwei Jahren haben Sie zusammen mit Herrn Seyband das ABT Motorsportzentrum an den Bauherrn ABT Sportsline übergeben, jetzt sind Sie beim Allgäu Center mitten in Kempten im Endspurt. Das scheinen zwei völlig unterschiedliche Projekt-Welten zu sein. Gibt es dennoch Parallelen in den Projekten?
So unterschiedlich sind die Welten dann doch wieder nicht. Bei jedem Projekt steht am Anfang eine besondere Aufgabenstellung, in die man sich als Architekt und Planer einarbeiten und einfühlen muss. Über verschiedene Methoden nähert man sich dieser Aufgabe an. Gemeinsam mit den Bauherren, und bei diesen beiden Projekten auch mit Herrn Seyband, haben wir dann die bestmögliche Variante erarbeitet.
Was schätzen Sie besonders in der Zusammenarbeit mit Harald Seyband?
In der Zusammenarbeit schätze ich vor allem seine Offenheit. Er hat die Begabung, dass er die Kritik an der richtigen Stelle platziert und durch sein Mitwirken das Ergebnis deutlich verbessern kann. Er verfolgt das Ziel, immer das Bestmögliche zu erreichen, auch im Sinne der Wirtschaftlichkeit. Aber er hat eben nicht nur die Wirtschaftlichkeit im Blick. Auch die Nachhaltigkeit spielt bei ihm eine große Rolle. Die Zusammenarbeit mit Herrn Seyband ist ungewöhnlich gut.
Ein Architekt hat ja auch immer die Ästhetik im Blick. Wie haben Sie sich in diesem Punkt mit Herrn Seyband ergänzt?
Ich glaube, wir haben beide voneinander gelernt. Vielleicht ist das auch das Spezielle, warum so eine Zusammenarbeit langfristig über mehrere Projekte funktioniert. Wir ergänzen uns in unseren jeweiligen Rollen. Sicherlich hat Herr Seyband durch uns erfahren, dass man mit ästhetischer Qualität einen Mehrwert schaffen kann. Aber wir haben natürlich auch beim Thema Wirtschaftlichkeit hinzugelernt, die wir bis ins Detail immer im Auge behalten müssen. Und so ergibt sich für Nutzer und Bauherr der optimale Zustand, um ein angemessenes Verhältnis zwischen Wirtschaftlichkeit und Ästhetik zu erreichen, auch über die Fertigstellung hinaus.
Zudem schätze ich an Herrn Seyband, dass er hier im Allgäu ein sehr gutes Netzwerk an Firmen und Ingenieurbüros hat. So konnte er für jede Aufgabe die richtigen Partner sicherstellen. Dadurch wird er zu einem dauerhaften und zuverlässigen Partner für alle. Herr Seyband weiß es zu schätzen, wenn man seine Arbeit gut macht. Er scheut aber auch nicht davor zurück, dies einzufordern, wenn es nicht der Fall sein sollte. Sowohl bei uns, den Planern, als auch beim ganzen Team. Auch unter diesem Aspekt schätze ich die Zusammenarbeit mit Herrn Seyband. Er hat eine ruhige und sachliche Art, Probleme anzusprechen, Lösungsbeiträge zu fordern und selber welche einzubringen. Auch nimmt er die Aufgabe eines Projektentwicklers- und steuerers tatsächlich wahr, was nicht immer der Fall ist bei dieser Berufsgruppe.
Die gelbe Fassade des ehemaligen Handelsgebäudes ist nun einer schlichten, eloxierten Aluminiumfassade gewichen. Wollen Sie damit etwas stylisches Großstadtflair in die Allgäumetropole bringen, oder was hat es mit der Materialwahl auf sich?
Das Bestandsgebäude des Allgäu Centers musste von der Fassade her energetisch verbessert werden. Wir konnten aber kaum Eingriffe in die Konstruktion vornehmen, weil die Verkaufsflächen im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss ja in Betrieb blieben. Und grundsätzlich ist es so: Da eine Aufstockung mit zwei weiteren Geschossen geplant war, musste das Ziel sein, dennoch ein einheitliches Gebäude darzustellen. Deshalb waren verschiedene Fassaden nicht möglich. Mit der gefalteten und gelochten Blechfassade konnten wir ganz viele Probleme lösen. So konnte man eine belüftete Fassade herstellen. Wir konnten die Fensterbänder von der Produktionsebene der Bahnhofsapotheke im 2. OG einschneiden. Mit der gelochten Aluminiumfassade konnten wir zudem die etwas einfache Fensteranordnung von dem Bestandsgeschoss überspielen und trotzdem noch Licht für die dahinterliegenden Personalräume gewährleisten.
Der Glassteg, der das neue Allgäu Center mit der gegenüberliegenden Bahnhofsapotheke verbindet, ist ein Vorreiterobjekt für Kempten. Wessen Idee war das?
Man muss hier zunächst anmerken, dass die Bahnhof-Apotheke dringend größere Flächen für die Herstellung ihrer homöopathischen Kosmetik- und Heilprodukten benötigte. Um jedoch den Standort in der Innenstadt von Kempten zu sichern, waren mindestens 2.000 Quadratmeter zusätzlich erforderlich.
Also hatten Herr Seyband und Herr Wolz als Besitzer der Bahnhof-Apotheke die Idee mit dem Glassteg. Der Glassteg war die Voraussetzung, dass dieses Projekt überhaupt entstehen konnte, da ein räumlicher Verbund zwischen den bestehenden Apothekenräumen und den neuen Räumlichkeiten im Allgäu Center aufgrund der Apothekerrichtlinie zwingend erforderlich war. Hierzu musste die Zustimmung der Stadt Kempten und des Bauausschusses in einem sehr frühen Planungsstadium eingeholt werden, um dieses Projekt angehen zu können. Die guten Kontakte und der entsprechende Leumund von Herrn Seyband und Herrn Wolz haben sicherlich dazu beigetragen, dass die Stadt Vertrauen in dieses Projekt fassen konnte und dieser recht ungewöhnlichen Art der Erweiterung zustimmte.
Wofür steht das Allgäu Center und was ist die Geschichte hinter der aufwendigen Sanierung?
Für uns Architekten ist es etwas Besonderes zu sehen, wie eine Nachverdichtung in den Städten geschaffen werden kann - was auch unsere Aufgabe in Zukunft sein wird. Durch solche Projekte können wir ein Zeichen setzen gegen Flächenverbrauch in den Landschaften. Denn wir sollten immer erst mal schauen, wie wir für bestehende Objekte in der Innenstadt attraktive und wirtschaftliche Lösungen finden können. Dafür ist das Allgäu Center beispielhaft.
Hier in diesem Haus wurden circa 300 Arbeitsplätze geschaffen, zuzüglich der Arbeitsplätze in den Einzelhandelsflächen. Und das auf einer Fläche von insgesamt 13.000 Quadratmetern einschließlich Parkhaus. Das ist nicht gerade wenig. Die Nachverdichtung hat dafür gesorgt, dass nun nicht 2.000 Quadratmeter Produktionsfläche auf die grüne Wiese verlagert wurden und die Kaufkraft von Mitarbeitern nach außen abfließt. Die Stadt Kempten hat erkannt, dass es eine einmalige Chance ist, die Mitarbeiter hier zu halten. Auch ist es ein Beispiel dafür, wie man eine Innenstadt weiter belebt. Durch das Allgäu Center hat die Kotterner Straße in Richtung BigBox eine deutliche Aufwertung erfahren.
Wann sind alle Arbeiten im Allgäu Center abgeschlossen?
Die ersten drei Geschosse sind schon in Betrieb. Lediglich in der obersten Etage sind noch die letzten Ausbauarbeiten zu erledigen. Die Möbel sind in Produktion, die Leuchten werden gerade aufgehängt. Arkaden und Außenbeläge werden demnächst fertiggestellt. Wir sind also in den letzten Zügen. Durch die gewählte Holzbauweise hatten wir eine extrem schnelle Bauzeit von 16 Monaten vom März 2015 bis zur voraussichtlichen Fertigstellung im Juli 2016. Mit dem Allgäu Center haben wir eine Erhöhung von knapp 9.000 auf circa 13.000 Quadratmeter Nutzfläche erreicht. Und das in nur 16 Monaten in einem Bestandsgebäude - bei fortlaufender Nutzung!
Das Allgäu Center bietet in seiner attraktiven Citylage rund 120 Parkplätze zentrumsnah. Gibt es dazu schon ein Konzept zur Vermarktung?
Bei der Zahl sind auch die Stellplätze für die Mieter miteingerechnet. Bislang gibt es noch kein Vermarktungskonzept. Das entwickelt Herr Seyband derzeit mit Unterstützung einer Kommunikationsagentur.
Nutzen Sie Ihre Projektbesprechungen im Allgäu eigentlich auch mal für einen Trip in die Berge?
Wenn ich es zeitlich schaffe, komme ich gerne auch privat ins Allgäu. Dann bleibe ich gleich ein paar Tage mit meiner Familie. Dann haben wir auch Zeit, unsere vielen Freunde hier zu treffen. Ich genieße das Allgäu, weil es für mich als Stuttgarter Schwabe natürlich sehr nahe liegt und eine hohe Lebensqualität bietet.
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