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Parabene, Mineralöl & Co sind deutlich besser als ihr Ruf

Die 4 am meisten missverstandenen Inhaltsstoffe in Pflegeprodukten und Kosmetika Die 4 am meisten missverstandenen Inhaltsstoffe in Pflegeprodukten und Kosmetika

Inhaltsstoffe (INCI) in Pflegeprodukten oder Kosmetika haben nicht immer einen guten Ruf. Doch oft zu Unrecht.

Der schlechte Ruf haftet gewissen Inhaltsstoffen an, wie die Patina einem alten Dach. Mit einschlägigen und teils fehlerhaften Postings, Blogbeiträgen und Artikeln wird leider nicht dazu beigetragen, diese Irrtümer wieder richtig zu stellen und den Inhaltsstoffen den guten Ruf wiederzugeben, den sie eigentlich verdienen.

"Es kommt immer wieder vor, dass ich skeptisch gefragt werde, ob dieser oder jener Inhaltsstoff in den Produkten die wir anbieten, enthalten ist. Meistens betreffen diese Fragen die immer selben Inhaltsstoffe", erzählt Karin Wess von Betterlive.at, dem ersten Spezialshop für Anti Aging Pflegeprodukte. Sehr oft wird diese Frage speziell bezüglich Parabenen oder Mineralölen gestellt.

Mit 4 der größten Missverständnisse und Irrtümer wird nun aufgeräumt:

1. Alkohol
Es ist wahr, dass Ethanol (auch als Ethyl Alkohol) nicht direkt auf die Haut aufgetragen werden sollte. Ethanol ist selbst für sehr ölige Haut nicht empfehlenswert, da die Haut auf eine derartige Austrocknung als Schockreaktion erst recht noch mehr Öl produzieren würde.

Dennoch gibt es keinen einzigen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen der lokalen Anwendung von Ethanol und Hautkrebs, noch hätte dem Ethanol jemals nachgewiesen werden können, oxidative Hautschädigungen hervorrufen zu können.

In Wahrheit kann Ethanol sogar sehr hilfreich sein in Pflegeprodukten. So hat er doch die Eigenschaft, Inhaltsstoffe wie Silikone zu komprimieren, damit diese schneller trocknen und tiefer in die Haut eindringen können.

2. Parabene
Parabene in Hautpflegeprodukten und Kosmetika dienen vor allem dazu, zu verhindern, dass Bakterien und Pilze in einem Produkt entstehen und wachsen können. Ungleich anderen Konservierungsmitteln, haben Parabene laut dem American Journal of Contact Dermatitis (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed?db=pubmed&uid=10684390&cmd=showdetailview&indexed=google) einzig ein geringes Risiko der sogenannten Hautdermatitis, die bei direktem Auftragen von Parabenen auf die Haut entstehen kann. Dennoch glauben viele Konsumenten, dass Parabene ebenso Hautkrebs verursachen, den Hormonhausalt beeinflussen, sich im Hautgewebe ansammeln oder UVB-bedingte DNA-Schädigungen hervorrufen können.

Diese Studien jedoch stammen von Untersuchungen die zeigen sollten, dass Parabene Östrogen-Rezeptoren in bestimmten Brustkrebszellen und Uteri von Ratten binden. Sehr viele dieser Tierversuche lassen jedoch keinerlei Rückschlüsse auf uns Menschen zu. Das ist auch der Hauptgrund, warum die WHO die Verwendung von Parabenen für Hautpflegeprodukte und Kosmetika absolut nicht untersagt.

"Zugegeben, in einer einzigen Studie wurde ein Zusammenhang gefunden – dabei wurde jedoch die zehntausendfache Konzentration von Parabenen verwendet, als sie in Pflegeprodukten zugelassen wäre", weiß Karin Wess.

Selbst wenn Parabene sich in den Hautschichten ablagern könnten, wie eine Studie aus dem Jahr 2007 nahelegt (http://www.cosmeticsdesign.com/Formulation-Science/Scientists-call-for-further-research-on-parabens), würde dieser Effekt nicht länger als 3 Jahre andauern – das ist ein weit kürzerer Zeitraum, als in der Tierversuchsreihe. Wahr ist jedoch, dass Produkte mit Parabenen länger haltbar und wesentlich besser vor Verunreinigungen geschützt sind.

"Ich persönlich mache mir viel mehr Gedanken darüber, welche Bakterien oder Pilze sich in meinen Pflegeprodukten und Kosmetika ungeniert vermehren könnten. Ebenso über mögliche Haut-Irritationen durch die Verwendung von anderen Konservierungsmitteln.
Für alle, die nach dem Motto leben, lieber Vorsorgen als Nachsorgen: parabenfreie Produkte werden sich auch weiterhin auf dem Markt vermehren", so Wess.

3. Petrolatum
Petrolatum ist ein Versiegelungs-Wirkstoff, das heißt, er schließt die Feuchtigkeit in der Haut ein. Diese Eigenschaft macht Produkte mit Petrolatum zu perfekten Feuchtigkeitsspendern speziell nach einem Bad oder der Dusche.

"Viele Berichte drohen jedoch regelrecht damit, dass Petrolatum die Hormonproduktion beeinflusst, Krebs verursacht und die Poren verschließt. Ehrlich gesagt, nichts davon ist wahr", erklärt Karin Wess. Petrolatum in Hautpflegeprodukten hat kosmetische Reinheit, das bedeutet, dass es hoch raffiniert und befreit von jeglichem Roherdöl ist, bevor es in Kosmetikprodukten als Inhaltsstoff verwendet wird.

Einen kleinen Kritikpunkt kann man gerne geltend machen – es stammt aus einer nicht-erneuerbaren Quelle. "Doch den meisten Konsumenten bzw. Konsumentinnen ist überhaupt nicht klar, dass oft mehr als 50% der Inhaltsstoffe in Kosmetikprodukten aus nicht erneuerbaren Quellen stammen".

Bei der Verwendung von Produkten mit Petrolatum sollte darauf geachtet werden, welche anderen Produkte man verwendet. Lanolin zum Beispiel (Wollwachs bzw. Wollfett, das bei der Wäsche von Schafswolle gewonnen wird), kann die Poren verschließen. Wenn also zuerst eine Pflegelotion mit Lanolin aufgetragen wird und danach eine mit Petrolatum, können die Poren bereits verschlossen sein, bevor die Pflege mit Petrolatum wirklich einziehen und wirken kann.

4. Mineralöl
"Bei Mineralöl schreit zwar niemand lauthals, dass es Krebs verursachen oder die Hormonproduktion beeinflussen könnte, aber es gibt den weit verbreiteten Glauben, dass es die Poren verkleistert", so Wess weiter. Mineralöl hilft dabei, andere Wirkstoffe und Feuchtigkeit in die Haut einzuschleusen. Aus diesem Grund sollte Mineralöl auch nicht in Produkten verwendet werden, die komedogene (poren-verschließende) Inhaltsstoffe beinhalten. Solange diese Inhaltsstoffe in Kombination vermieden werden, ist Mineralöl ein ausgezeichneter Inhaltsstoff, der die Räume zwischen den Hautzellen auffüllt und dadurch ein glatteres und feineres Hautbild schafft. Mineralöl hat ebenso ein sehr geringes Risiko für Haut-Irritationen und eine bessere Eigenschaft als Feuchtigkeitsspender wie etwa fettige Linolsäure.

Quintessenz
Die wahren Gefahren bei Hautpflegeprodukten sind nicht Alkohol, Parabene, Petrolatum oder Mineralöle, auch wenn das ein weitverbreiteter Irrglaube ist. Jene, die zur Öko-Fangemeinde zählen, werden Petrolatum und Mineralöl auch weiterhin ablehnen, weil es aus nicht erneuerbaren Ressourcen stammt. Das ist völlig legitim. Die Anschuldigung, dass einer dieser Stoffe Krebs verursachen, die Hormonproduktion beeinflussen oder die Anzeichen des Alterns verschlimmern könnten, sind im Wesentlichen unbegründet.

"Ich persönlich finde, dass diese unbegründeten Bedenken und der starke Hang zu "natürlich / organisch" und "paraben-frei" die Beauty-Industrie zurückhält und einschränkt in der Erforschung der wahren Möglichkeiten, die Stammzellen, DNA-ausgerichtete Wirkstoffe und weitere invasive Behandlungen ermöglichen könnten", so Wess.
So lange jedoch Gerüchte wie diese die Oberhand behalten, wird die Kosmetikindustrie eher bei den jetzigen Möglichkeiten bleiben, als sich weiterzuentwickeln.

 

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