Live-In-Seniorenbetreuung braucht belastbare politische Rahmenbedingungen
02. Dezember 2021
In Deutschland werden viele 100.000 Personen durch die Betreuung in häuslicher Betreuung professionell versorgt. Umso erstaunlicher, dass die Politik es der dritten Säule der Pflege so schwer macht.
Die Betreuung in häuslicher Gemeinschaft hat sich zu einer wesentlichen Säule der Pflege in Deutschland entwickelt und bildet neben der stationären und häuslichen Pflege die dritte Säule. Sie zielt dezidiert auf die Menschen ab, die nicht explizit im medizinischen Sinn pflegebedürftig sind, aber eben Unterstützung im Alltag brauchen und die unbedingt in ihren eigenen vier Wänden ihren Lebensabend verbringen wollen - und das eben auch bei schwindender Kraft und Möglichkeit, sich selbst zu versorgen."Wir sprechen in Deutschland bereits von vielen 100.000 Personen, die über die Betreuung in häuslicher Gemeinschaft versorgt werden. Die Tendenz ist steigend. Bis zum Jahr 2030 fehlen laut Expertenschätzungen etwa 500.000 Fachkräfte, um die Pflegearbeit zu leisten. Sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Pflege geht eine neue Studie davon aus, dass knapp 700.000 Pflegebedürftige schon nicht mehr professionell betreut werden können. Wir brauchen also die Betreuung in häuslicher Gemeinschaft, um den steigenden Bedarf zu decken und ambulante und stationäre Pflegekonzepte zu entlasten, soweit das möglich ist", sagt Stefan Lux, Geschäftsführer der SHD Seniorenhilfe Dortmund und SHD Seniorenhilfe Rhein-Nahe (www.shd-dortmund.de).
Die Unternehmen stellen an Rhein und Ruhr, am Niederrhein, in Westfalen und in der Region Rhein-Nahe für Senioren Betreuungspersonen für die Betreuung in häuslicher Gemeinschaft zur Verfügung. Zugleich arbeitet er im Vorstand des Branchenverbandes VHBP - Verband für häusliche Betreuung und Pflege e.V. als stellvertretender Vorsitzender mit.
"Umso erstaunlicher ist, dass die Politik es der Betreuung in häuslicher Gemeinschaft so schwer macht. Es existieren keine belastbaren rechtlichen Regeln, sodass sich viele Seniorinnen und Senioren und deren Betreuungspersonen in einer Grauzone befinden. Der Schritt in die Schwarzarbeit ist sehr kurz und gefährlich", kritisiert Stefan Lux. Die Live-In-Betreuung, wie die SHD-Gruppe und einige andere Unternehmen in Deutschland sie anbieten, meint, dass die Betreuungskraft gemeinsam mit dem zu betreuenden Pflegebedürftigen unter einem Dach lebt und zeitlich nach Absprache zur Verfügung steht.
Das Problem: "Das deutsche und auch das europäische Arbeitsrecht ist mit dem Konzept der Live-In-Pflege nicht vereinbar, wie beispielsweise das Urteil des Bundesarbeitsgerichts zur Mindestlohnpflicht von Bereitschaftszeit aus Juni zeigt. Strikt reglementierte Arbeitszeiten passen nicht in dieses Konzept. In Österreich wurde 2007 mittels des Hausbetreuungsgesetzes die Live-In-Pflege rechtssicher gestaltet, indem die Betreuungspersonen als arbeitnehmerähnliche freie Mitarbeiter mit Sozialversicherungsschutz angesehen werden. Das muss in Deutschland auch möglich sein", fordert Stefan Lux. Dass das politisch nicht gewollt sei, könne er nicht nachvollziehen. Vor allem auch, weil die Schäden für die Betreuungspersonen sehr groß seien.
Die neue Regierung scheint das nicht zu kümmern. Während das CDU-geführte Gesundheitsministerium bei der letzten Pflegereform zumindest so weit war, dass die Betreuung in häuslicher Gemeinschaft in das Sozialgesetzbuch aufgenommen werden sollte, hat das SPD-geführte Arbeitsministerium im Schulterschluss mit den Gewerkschaften die arbeitsrechtlichen Anpassungen blockiert. Es seien laut Stefan Lux keine arbeitnehmerähnlichen Modelle gewollt, sondern nur Angestellte, weil die Meinung vorherrsche, alles andere führe zu Ausbeutung.
"Durch fehlende Regelungen wird die überwältigende Mehrheit der jährlich rund 700.000 ein- und ausreisenden Frauen in die Illegalität gedrängt und kann damit auch schutzlos ausbeuterischen Beschäftigungsverhältnissen ausgesetzt sein. Über eine Sozialversicherung verfügen sie auch nicht. Das ist der Preis, den diese Frauen für das hohe moralischen Ross der deutschen Politik seit vielen Jahren zu zahlen haben."
Für den Schutz in arbeitnehmerähnlichen Freie-Mitarbeiter-Modelle stehen die Unternehmen ein, die die Betreuungspersonen bei den Seniorinnen und Senioren in Deutschland einsetzen. Die seriösen Anbieter der Live-In-Pflege halten engen Kontakt zu den betreuten Familien und den eingesetzten Betreuungspersonen. Die zweisprachige Begleitung erfolgt durch Telefonate, Messenger-Dienste, sozialen Medien und durch persönliche Besuche vor Ort. "Da fällt dann ziemlich schnell auf, wenn in dem betreuten Haushalt etwas im Argen liegt. Damit sorgen wir als Unternehmen der Betreuung in häuslicher Gemeinschaft für einen menschlich, finanziell und administrativ sauberen Ablauf aller Betreuungsverhältnisse. Die Politik muss daher aufhören, den Weg immer wieder zu erschweren."
Es sei mehr als deutlich, dass ein Pflegemix derzeit auf die Unterstützung der Live-In-Betreuung durch die Familienangehörigen und ehrenamtlichen Helfer baut. Professionelle Live-In-Betreuung erscheine als ungeliebte Notwendigkeit. "Pflege und Seniorenbetreuung der Zukunft ist aber ohne Betreuung in häuslicher Gemeinschaft nicht mehr denkbar. Daher brauchen wir zwingend stabile politische Rahmenbedingungen und eine Verbesserung der finanziellen Unterstützung durch die Pflegekassen", betont der SHD-Geschäftsführer und Verbandsvorstand.
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