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Als Reaktion auf lange Wartezeiten: Psychosoziale Beratung sieht sich als Überbrückung bis zum freien Termin

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In Zeiten, in denen die Wartezeiten auf einen Psychotherapie-Platz immer länger werden, weichen Betroffene einer seelischen Erkrankung oder Lebenskrise zunehmend auf alternative Angebote aus.

Diesen Trend bemerkt auch die Psychosoziale Sprechstunde, ein ehrenamtliches Projekt des Konstanzer Beraters Dennis Riehle, das bundesweit kostenlos von jedem Hilfesuchenden per Mail in Anspruch genommen werden kann. Wie der Coach vom Bodensee in einer aktuellen Stellungnahme berichtet, habe die Zahl der bei ihm eingehenden Anfragen zuletzt deutlich zugenommen: "Das liegt unter anderem auch daran, dass die psychischen Folgen der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden sozialen Isolation nun vollständig durchschlagen. Und weil viele Betroffene oft erstmals in ihrem Leben seelisch erkranken, ist die Unsicherheit und die Unwissenheit über Ansprüche auf Psychotherapie groß", betont Dennis Riehle - und ergänzt: "Deshalb scheint es sinnvoll und notwendig, die bisherigen Säulen des Gesundheitswesen um die niederschwelligen Möglichkeiten an Unterstützung zu erweitern und Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen einzubeziehen. Keinesfalls können diese Anlaufpunkte keine Alternative zu Haus-, Fachärzten oder Psychotherapeuten sein, das will auch niemand. Stattdessen verstehen wir uns als Ergänzung und Überbrückung in denjenigen Fällen, in denen keine akute oder pathologische Situation vorliegt und es zunächst genügt, wenn ein Ansprechpartner da ist, der mit Tipps und Anregungen zur besseren Resilienz und Stärkung der mentalen Kräfte für einen begrenzten Zeitraum zur Seite steht", erklärt der auch in der Seelsorge ausgebildete Riehle. Gleichermaßen könne Coaching auch eine zusätzliche Maßnahme sein, um Therapie und medikamentöse Behandlung um einen Aspekt der Lebensberatung zu erweitern, die weniger auf Krankheitssymptome fokussiert ist, sondern auf die praktische Bewältigung von familiären, beruflichen und sozialen Problemen. Riehle betont dazu, dass nicht jede Verstimmung sofortige Therapie benötige.

"Oft liegen einem psychischen Leiden ja auch systemische Ursachen zugrunde, wie Arbeitsplatzverlust, Trennung oder Scheidung, der Tod von Angehörigen, materielle Existenzsorgen oder eine Überforderung". Riehle führt hierzu aus: "Dann kann es bereits helfen, sich mit dieser Last an jemanden wenden zu können. Ich habe mit unserem Konzept der Mailberatung hierbei gute Erfahrungen gemacht. Denn sie ermöglicht es, dass der Ratsuchende seine Probleme, Nöten und Fragen in Ruhe und geordnet aufschreiben kann und weiß, dass seine Zeilen gelesen und beantwortet werden. Die schriftliche Auskunft, die er dann von uns erhält, kann er aufbewahren und sie immer wieder hervorholen, wenn es neue Unklarheiten gibt", erläutert Journalist Riehle. Wesentliche Anliegen, mit denen die Menschen auf das Angebot zukämen, seien demnach Fragen zu sozialen Ansprüchen und Leistungen in schwierigen Lebenslagen, beispielsweise Krankengeld, Grundsicherung, Arbeitslosengeld, Schwerbehinderteneigenschaft, Pflegegrad, Eingliederungshilfe, medizinische und berufliche Rehabilitation oder Erwerbsminderung: "Wir können keine Rechtsdienstleistung im Sinne einer tiefergehenden Einzelfallprüfung vornehmen. Sie ist Anwälten vorbehalten. Aber die allgemeine Gesetzeslage referieren und damit bereits erste Orientierung schenken. Im Zweifel vermitteln wir auch an die zuständigen Stellen", führt der Familienberater weiter aus. Daneben gehe es um psychische Aktivierung und Edukation, also Aufklärung über mögliche Ursachen von nicht-krankheitsrelevanten Zuständen der Seele und eine Reflexion: "Denn häufig hat man bei allen Herausforderungen den Blick für die Lösung einfach verloren und ein Außenstehender kann sie durch Spiegelung offenlegen. Uns geht es also darum, ein Gefühl des Angenommenseins und des Anerkennens der jeweiligen Lebenslage zu geben. Für eine komplexe und vielschichtige Bearbeitung eines Themas ist die Beratung daher natürlich nicht geeignet. Aber wenigstens ein erster Anker, um sich mit aller Pein nicht allein zu sehen", so Riehle abschließend.

Die Psychosoziale Sprechstunde ist kostenlos über www.psychosoziale-mailberatung.de erreichbar.

 

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